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Wie die Christenheit auf das Reich Gottes wartet

Für viele Menschen ist Jesus ein Vorbild aus der Vergangenheit. Andere erwarten ihn in der Zukunft als den Retter der Welt. Der Pfarrer reicht beim Abendmahl das Brot und sagt: "Christi Leib für Dich gegeben." Ist Christus nun in der Gegenwart, war sei Reich in der Vergangenheit oder liegt seine Herrschaft in der Zukunft? Doch Jesus selbst wollte gar nicht auf das Himmelreich warten. Er sagt: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Und damit meint er sich selbst, damals vor 2000 Jahren. 

Ein paar Pharisäer, also die besonders fromme Gruppe der Juden, stehen um Jesus herum und fragen ihn: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Jesus steht in der Mitte und antwortet: „Ihr seht doch das Reich Gottes mitten unter euch“ (Lukas 17,20-21). Liest man die alten Evangelien Markus und Lukas, dann braucht niemand auf das Reich Gottes zu warten, denn es ist mit Jesus bereits angebrochen. Er selbst verkörpert es in der Gegenwart. Dazu gehört auch sein Leidensweg. Als Jesus am Kreuz stirbt, scheint sein Plan gescheitert, denn er ruf mit den Worten des Psalms 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ 

Sehr bald kommt der Herr wieder

Als Jesus tot und begraben war, war für seine Freunde alle Hoffnung dahin. Wie alle Juden, haben sie auf den kommenden Messias, den Erlöser des Volkes gewartet. Dann verbreitete sich die Nachricht vom leeren Grab und schon war da die Hoffnung greifbar, dass der Erlöser wiederkommt, und zwar gleich. Die Errettung schien unmittelbar bevorzustehen. 20 Jahre später lebte Paulus in der Erwartung der baldigen Auferstehung Jesu und erhoffte seine Wiederkunft noch zu seinen Lebzeiten. In seinen Briefen ermahnte er die Gemeinden, geduldig auszuharren. Er meinte, das Heil sei „schon jetzt“ angebrochen, aber der Herr sei „noch nicht“ wiedergekommen. Aber die toten Gläubigen würden Anteil am zukünftigen Gottesreich haben.

Die Zukunft wird in die Gegenwart geholt

Je länger der Retter ausblieb, um so mehr verschob sich die Hoffnung in die Zukunft. Die Geduld wurde auf die Probe gestellt. Als die ersten Christen starben, ohne den Herrn gesehen zu haben, schien der jüngste Tag, an dem der Retter wiederkommt, in weite Ferne geschoben. Ablesen lässt sich diese Ungeduld im Johannesevangelium, das wenigstens 50 Jahre nach Jesu Kreuzigung für eine Gemeinde geschrieben wurde, die nicht mehr warten wollte. Der Evangelist meint: Jeder, der zum Glauben komme, begegne dem Offenbarer und sei gerettet. Er hat immer zwei Blickrichtungen, die Gegenwart und die Zukunft: „Amen, amen, ich sage euch: Es kommt die Stunde und sie ist schon da“ (Joh 5,25).

„Noch nicht und schon jetzt“

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit haben ungeduldige Fromme den Weltuntergang berechnet, um herauszufinden, wann das Gottesreich anbricht. Mit dem Ausbleiben des Herrn wurde die Frage wichtig, was mit den bereits Verstorbenen bis dahin geschehen wird. Paulus meine, sie hätten Anteil am zukünftigen Gottesreich. Weit hat sich die Lehre vom Fegefeuer verbreitet als ein Wartebereich für die Verstorbenen. Der Ablasshändler Johannes Tetzel hat damit gute Geschäfte gemacht. Luther hielt ihm Gottes Gnade entgegen, die jeden Menschen gerecht machen könne, ohne eigenes Zutun, und zwar hier und jetzt.

So lebt die Christenheit bis heute in einem „Noch nicht und Schon jetzt“. Die Kirchen als sichtbarer Ausdruck des Glaubenslebens sind so etwas wie der Warteraum für die Glaubenshoffnung auf die Erlösung der Welt. Viele haben sich in diesem Raum langfristig eingerichtet. Sie erleben die Gegenwart des Gottesheils im Glauben. Andere sehnen sich nach dem Herrn und der Vollendung des Gottesreiches.  

(Hans Genthe)

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Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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