Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Können Gebete heilen?

Quelle: © Getty Images, fantom_rdBeten bei KrankheitBeten kann die Seele stärken

Gerade in Notsituationen beginnen Menschen zu beten, die sonst nicht auf diesen Gedanken kommen. Eine Corona-Infektion oder eine andere schwere Krankheit können ein solcher Anlass sein. Aber kann ein Gebet überhaupt etwas bewirken? Die Gießener Klinikseelsorgerin Susanne Gessner begegnet oft Menschen in schwierigen und schweren Situationen und hat erfahren: „Ein Gebet kann einen Menschen stärken.“ In der Medizin ist inzwischen bekannt, wie sich psychische Prozesse und körperliche Vorgänge gegenseitig beeinflussen.

Heilsame Verbindung und Nähe zu Gott

Es tut Menschen gut, wenn sie gerade in Zeiten einer Erkrankung Verbundenheit und Nähe spüren. Pfarrerin Gessner erklärt: „Beim Gebet vergewissert sich ein Mensch, dass in seiner Krankheit EINER an seiner Seite ist.“ Heilsam ist, wenn ein Mensch in seiner Not von anderen, aber auch von Gott gehört wird. Wer beim Beten einen solchen Beistand erlebt, erfährt Trost und Stärke. Außerdem gibt es auch Kraft zu wissen, dass andere Menschen für einen beten.

So beschreibt es die 26-jährige Medizinstudentin Caro* aus Mainz . Sie war an Covid-19 erkrankt und litt unter einer schweren Lungenentzündung. Sie lag im Krankenhaus und fühlte sich an einem Abend besonders schlecht. Gegenüber dem Radiosender YOU FM berichtete sie: „Ich habe gebetet und wusste, so viele andere Leute beten auch für mich. Und es hat sich auf einmal angefühlt, als ob ich wesentlich weniger Fieber hätte, obwohl es noch genauso hoch war. Das war wirklich wie ein himmlischer Energie-Boost.“ Längst ist sie wieder in ihre Mainzer WG zurückgekehrt.

Vor Gott so sein dürfen, wie wir gerade wirklich sind

Susanne Gessner arbeitet am Universitätsklinikum in Gießen und erklärt: „Gerade in Zeiten des ‚Social-Distancing‘ können wir uns durch das Beten verbunden fühlen. Äußerlich sind Covid-19-Patienten durch viele Barrieren wie Schleusen und Schutzkleidung von anderen Menschen getrennt, da kann Nähe nicht mehr ungebrochen gelebt werden.“ sagt Seelsorgerin Gessner. Sie hat erfahren, dass es beim Beten neben dem Gefühl von Verbundenheit einen weiteren heilsamen Aspekt gibt: „Wenn ich mit Gott spreche, werde ich in meinem So-Sein angenommen, mit meinen Ängsten, mit meiner Wut, mit meiner Hoffnung, mit meinem Weg durch die Krankheit. Deshalb stärkt ein Gebet einen Menschen in seinem Wesen. Wir dürfen so sein, wie wir in diesem Moment wirklich sind.“

Was beten bewirken kann

Besonders berührende Momente erlebt sie im Krankenhaus, wenn sie mit Patientinnen oder Patienten gemeinsam betet: „Es ist heilsam, wenn auch ein anderer Mensch hört, wie es mir geht und Worte findet, wo die Worte fehlen.“ Sie habe erfahren, wie „am Krankenbett Gottes Gegenwart deutlich spürbar wird. Dann entsteht eine besondere Form von Nähe, mit dem, der größer ist als wir.“ Sie beschreibt: „Durch das gemeinsame Beten entsteht eine stärkere Verbundenheit als es durch ein normales Gespräch möglich wäre.“ Auch bei den betenden Patientinnen und Patienten erlebt sie, dass sich etwas zu lösen beginnt: „Plötzlich rollt eine Träne über die Wange oder jemand atmet auf und lächelt.“ Nicht selten geschieht das durch altvertraute Gebete wie das Vaterunser oder einen Psalm.

Keine Garantie für Genesung – aber Lebensweg ruhiger gehen

Trotz dieser tiefen und starken Glaubenserfahrungen ist ein Gebet aus der Sicht von Klinikseelsorgerin Susanne Gessner keine „Wunderpille“, keine Garantie für eine Genesung. Sie erklärt: „Beten hilft, den Weg, der vor einem liegt, gehen zu können im Vertrauen, dass einer mitgeht.“ Gerade die biblische Passionsgeschichte verdeutlicht mit dem Gebet Jesu im Garten Gethsemane, dass ein Gebet den Tod nicht verhindern kann. Der Evangelist Markus schreibt, dass Jesu Seele betrübt bis in den Tod gewesen sei und dass er Gott bat: „Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir.“ Manche Patientinnen und Patienten erzählen von schlimmen Diagnosen und schweren Schicksalsschlägen. „Dann fehlen mir oft die Worte. Manchmal kann ich unabwendbare Not nur im schweigenden Gebet aushalten.“ Aber selbst in der größten Not bleibt Gott als Gegenüber da. Pfarrerin Gessner erinnert an die Worte Jesu am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Auch wenn Gottes Gegenwart nicht mehr spürbar ist, hält Jesus an der Anrede fest. Das bedeutet: Daraus wächst die Hoffnung, dass jeder Mensch sich in seiner existentiellen Not mit seiner Klage an Gott wenden kann. Pfarrerin Gessner vertraut darauf, dass Gott ein solch verzweifeltes Gebet hört.

Antwort Gottes auf die Klage

Die österliche Botschaft von der Auferstehung ist die Antwort auf den Gebetsruf Jesu am Kreuz. Auch in vielen Psalmen folgt auf die Klage oft der Dank und ein Lob Gottes.

„Zwischen Tod und Auferstehung, zwischen Klage und Lobpreis gibt es eine Leerstelle. Diese Leerstelle kann jeder Einzelne mit seiner Erfahrung füllen – oder: Gott füllt diese Leerstelle mit Erfahrung“, so die Pfarrerin.

zum Themen-Special "Gottkontakt - beten während der Corona-Zeit"

zum Themen-Special "Beten"

Was steckt hinter den Heilungswundern Jesu?

(Rita Haering, April 2020)

Diese Seite:Download PDFDrucken

Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

to top