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Letzte Reise

Grabbeigaben für den Sarg?

Petra BorkSonnenuntergangWenn das Licht des Lebens verlöscht

Weil eine Frau zu Lebzeiten nur mit dem kleinem Löffel aß, bekam sie eine Suppenkelle mit ins Grab. Grabbeigaben können kreativ sein, es gibt aber auch Grenzen.

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Bestatterin Sabrina Ernst mit Hund Cody Harald Hildmann im herbstlichen Frankfurter Hauptfriedhof

Sabrina Ernst ist 32 Jahre alt und Bestatterin. Seit ihrer Geburt ist sie mit dem Tod vertraut: „Ich habe schon als Kind meinem Vater geholfen, die Särge herzurichten“. Seit über zehn Jahren bestattet sie auch selbst und hilft bei Entscheidungen der Trauernden, wenn es beispielsweise darum geht: Wie soll der Sarg aussehen? Sie stellt fest, dass Menschen während der Gespräche auch das Thema Grabbeigaben ansprechen. 

Kommt mit ins Grab: Kuschelsocken, Sudoku Heft, lackierte Fingernägel 

Ernst kennt sich mit Grabbeigaben aus. Neben christlichen Symbolen, Schmuck, Eheringen, Fotos der Familie, Blumen oder selbstgemalten Bildern von Kindern, gebe es auch außergewöhnliche Gegenstände, erzählt Ernst. Aber der Sarg würde nicht übervoll gepackt, da gebe es Grenzen, betont die Bestatterin. Was bei Frauen häufiger vorkomme, sei die Anwendung von Kosmetik, zum Beispiel würden Fingernägel lackiert oder die Augenbrauen nachgezogen. In ihrer Zeit als Bestatterin hat Ernst schon viele ungewöhnliche Dinge den Toten beigelegt: “Die Kuscheldecke, eigene Bettwäsche, einen Wanderstock mit Hut, Kuschelsocken oder eine Lesebrille mit Sudoku Heft und Kugelschreiber, damit die Verstorbene, wenn sie im Himmel ankommt weiter rätseln kann.“

Grabbeigaben aus christlicher Sicht nicht notwendig

Volker Rahn ist Pressesprecher der EKHN und erklärt die Tradition von Grabbeigaben: „In alten Kulturen, in denen die Menschen an ein Leben nach dem Tod glaubten, haben Grabbeigaben ihren Ursprung. Bekannt sind etwa die Beigaben in den Pharaonengräbern des Alten Ägypten." Darunter war alles zu finden, was Tote möglicherweise im Jenseits für ihr Leben brauchten, von Esstisch über Make-Up bis zum einen oder anderen Bediensteten, der gleich mit ins Grab wanderte. Er betont: "Der christliche Glaube an die Auferstehung hält dagegen daran fest, dass wir einmal in einer völlig anderen Form als der uns jetzt bekannten ein neues Leben beginnen.“ Grabbeigaben sind also aus christlicher Sicht nicht notwendig. Volker Rahn unterstreicht: „Zumal ich hier auf Gott vertraue, dass er sicher schon vorgesorgt hat.“ 

„Blumen stehen für das zurückliegende oder auch das ewige Leben“

„Eine Kultur der Grabbeigaben – außer Erde und Blumen - gibt es in der evangelischen Kirche nicht“, erklärt Rahn. “Erde oder Blumen gehören traditionell in das offene Grab, wenn es darum geht, einem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Die Erde symbolisiert dabei die Sterblichkeit, Blumen stehen für das zurückliegende oder auch das ewige Leben.“ 

Tabus im Grab

Für Rahn gibt es aber auch Grenzen: „Eine Schnapsflasche etwa fände ich mehr als fraglich. Ich vertraue aber auch auf die Kompetenz der Bestatter, die schon einmal vorklären können, was angemessen ist oder nicht. Was nicht sein sollte, sind Dinge, die die Würde des Verstorbenen angreifen.“ Neben der Würde gibt es aber auch Vorschriften zu Grabbeigaben. Diese kommen von der Friedhofsverwaltung der jeweiligen Kommunen. Harald Hildmann ist der stellvertretende Abteilungsleiter der Abteilung Friedhofsangelegenheiten in Frankfurt. „Ins Grab dürfen keine Beigaben, die den Boden und das Grundwasser negativ beeinflussen, beziehungsweise den Zersetzungsprozess des Körpers negativ beeinträchtigen, also zu einer Verlängerung der sogenannten `Ruhefrist´ führen würden.“ Dazu gehörten Kunststoffe, die zum Beispiel in Kleidung stecken könnten. Auch seien technische Geräte, wie Handys fragwürdig, ergänzt Hildmann, denn diese könnten zum Beispiel bei der Feuerbestattung Schaden anrichten. Doch was der Familie wichtig sei, kann in der Regel mitgegeben werden, Hildmann musste noch nie einschreiten. Außerdem verlasse er sich auf Bestatterinnen und Bestatter.

„Wir müssen ihr eine Suppenkelle mitgeben“

Grabbeigaben können sehr emotional und rührend sein: „Wir haben mal eine Suppenkelle mitgegeben. Diese Frau war sehr bescheiden und hat immer nur mit dem kleinen Löffel gegessen. Dann kam die Tochter und hat gesagt: Wir müssen ihr eine Suppenkelle mitgeben. Sie soll jetzt endlich mal aus dem Vollen schöpfen. Sie soll das, was danach kommt, genießen.“ Ernst lächelt gerührt, als sie sich daran erinnert.

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Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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