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„Nur Kinder, denen es gut geht, können gut lernen“

Bildquelle: Gettyimages Vladimir VladimirovSchule in der Corona-KriseNach dem Homeschooling ist es jetzt wichtig, die Klassengemeinschaft zu stärken

Corona - Zur Situation von Schüler:innen

Der Frust über die Situation durch die Corona-Pandemie ist bei Jugendlichen groß. „Den Schülern und Schülerinnen wurde dabei ganz schön viel zugemutet“, sagt die evangelische Studienleiterin für Schulseelsorge, Christine Weg-Engelschalk. Deshalb sagt sie, worauf es jetzt ankommt, um die Kinder und Jugendlichen optimal zu unterstützen.

Bei vielen Schülern und Schülerinnen ist die Freude groß, endlich wieder mit ihren Freunden und Freundinnen zusammen sein zu können. Doch kaum in der Schule, geht es gleich wieder richtig rund: Manche habe bereits am ersten Tag ihrer Rückkehr in den schulischen Regelbetrieb Leistungsnachweise geschrieben, andere an den Folgetagen. Für viele Jugendliche ist dies eine immense Gratwanderung von dem alleine Lernen Zuhause hin zum Prüfungsstress.

Jugendliche müssen sich Miteinander in der Gruppe wieder aneignen

„Ich finde einen Grundsatz ganz wichtig: Nur Kinder, denen es gut geht, können gut lernen“, sagt Christine Weg-Engelschalk, Studienleiterin für Schulseelsorge im RPI in Gießen. „Wenn der Druck so hoch ist, dass dieser Aspekt in den Hintergrund gerät, gelingt nicht viel.“ Ganz wichtig sei es deshalb, jetzt eine gute Balance zwischen Leistungsanforderung und sozialem Miteinander zu schaffen. Ein Schwerpunkt in der schulischen Arbeit müsste auch auf der Gruppenbildung liegen.

Viele Schüler und Schülerinnen hätten sich, abgesehen von digitalen Videokonferenzen, seit Monaten nicht mehr getroffen. Gerade für Jugendliche sei dies schwer auszuhalten. Dabei sei die Klassengemeinschaft in den Hintergrund geraten. Beim Lernen Zuhause war jeder auf sich alleine gestellt. „In der Schule lernen die Jugendlichen ja auch, dass Stärkere auf Schwächere Rücksicht nehmen müssen und dass Schwächere Hilfe von Stärkeren bekommen“, so Weg-Engelschalk. Genau dies müsse wieder neu eingeübt werden.

Schulseelsorge ist gefordert

Dabei könnten Schulseelsorger und Schulseelsorgerinnen eine entscheidende Rolle spielen: „Sie können zeigen, dass Schule mehr ist als reine Wissensvermittlung und dazu beitragen, eine gute Atmosphäre im Schulalltag zu schaffen. Das können fachübergreifende Projekte zur Stärkung des sozialen Miteinanders sein, aber auch Sensibilität für Gesprächsbedarf“, so Weg-Engelschalk weiter, „denn das besondere Profil der Schulseelsorge zeichnet sich dadurch aus, dass Lehrkräfte mit einer kirchlichen Seelsorgebeauftragung Zeit haben, die für das Zuhören reserviert ist."

Denn auch die Lehrerinnen und Lehrer stehen seit Monaten unter Druck. Sie müssen spätestens am Ende des Schuljahres zeigen, was ihre Klasse gelernt hat und den Jugendlichen Noten geben. Denn trotz der Corona-Pandemie setzen die Bundesländer die Notenvergabe nicht aus, auch das „Sitzenbleiben“ ist in diesem Schuljahr nicht aufgehoben.

Schüler und Schülerinnen fühlen sich gestresst

Die Leistungsunterschiede innerhalb der Klassen sei groß. Bei manchen Jugendlichen hätte das Homeschooling wunderbar funktioniert, bei anderen dagegen sei es schwierig gewesen, weiß Christine Weg-Engelschalk. Ausschlaggebend sei nicht nur die Unterstützung von Seiten der Eltern und die technische Ausstattung Zuhause gewesen, sondern auch die Fähigkeit der Schüler und Schülerinnen sich selbst zu strukturieren. Wichtig sei, dass Lehrer und Lehrerinnen nun genau schauten: „Wer braucht welche Unterstützung“, so Weg-Engelschalk. Dann könnten individuelle Lernangebote geschaffen werden – eventuell auch in den Ferien. „Es darf sich jedoch nicht wie eine Bestrafung anfühlen, sonst werden die Jugendlichen schnell demotiviert.“

Denn der Frust über die aktuelle Situation ist bei Jugendlichen ohnehin schon groß. Viele fühlen sich zudem gestresst. „Sie haben ja wahnsinnig viel geleistet in diesem Schuljahr. Ihr Alltag war und ist geprägt von Rücksichtnahme und Verantwortungsübernahme zu Gunsten der Erwachsenen. Den Schülern und Schülerinnen wurde dabei ganz schön viel zugemutet“, sagt die Fachfrau.

Den Druck nehmen

Wichtig sei jetzt auch die Unterstützung Zuhause. Vor allem sollten Eltern ihren Kindern zuhören, so die Expertin. „Viele Jugendliche setzen sich sehr stark unter Druck. Eltern können sie entlasten, wenn sie den Druck relativieren, denn von den Noten, die sie am Ende dieses vollkommen außergewöhnlichen Schuljahres schreiben, hängt bestimmt nicht ihre Zukunft ab“, sagt Weg-Engelschalk.

Besonders enttäuschend sei die Situation beispielsweise für die Abschluss-Jahrgänge gewesen: „Für sie war das vergangene Jahr maximal traurig: Abischerz, Abschlussfeiern, Fahrten – alles das wird es für sie nie geben“, so die Pfarrerin und Studienleiterin. Das habe sich auch auf Leistungen ausgewirkt.

Evangelische Jugend fordert junge Leute stärker in den Blick nehmen

Die Evangelische Jugend drängt derweil darauf, dass in der Pandemie die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen stärker in den Blick genommen werden. Ihre mentale Gesundheit sei gefährdet, sagten Jugendvertreter und Jugendvertreterinnen bei einem Treffen mit dem Bergsträßer Dekan Arno Kreh. Studien hätten deutlich gezeigt, dass psychosomatische Auffälligkeiten, Antriebsarmut, Niedergeschlagenheit und Einsamkeit zugenommen hätten. „Die Schulen mal auf, mal geschlossen, die Unis dicht, gemeinsamer Sport unmöglich, Freizeitaktivitäten gleich null – das macht etwas mit Kindern und Jugendlichen“ sagt Kimberley van Cleave aus Bobstadt. Die 21-Jährige ist Mitglied der Evangelischen Jugendvertretung im Dekanat Bergstraße und auf Landesebene im Vorstand der Evangelischen Jugend Hessen und Nassau.

Eine nicht repräsentative Umfrage des Hessischen Rundfunks zur Situation von Schülern und Schülerinnen hat kürzlich ergeben, dass sich viele Schüler derzeit „gestresst“, „überfordert“, „depressiv“ oder „erschöpft“ fühlen. Für 49 Prozent der Jugendlichen hat der Leistungsdruck „stark“ oder „eher“ zugenommen.

Stand: Juni 2021
Autorin: Stefanie Bock

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Tipps für Schüler und Schülerinnen

  • Seid geduldig mit euch.
  • Setzt euch nicht unter Druck, gewöhnt euch wieder an den Alltag in der Schule.
  • Reagiert gelassen, wenn eine Arbeit schlecht ausfällt.
  • Lernt und versucht am Wochenende oder in den Ferien eure Wissenslücken zu schließen.
  • Bleibt im Dialog mit euren Lehrern und Lehrerinnen und fragt nach Hilfe sowie Lerntipps.
  • Fragt eure Lehrkräfte nach einem Klassenfest, einem Ausflug in den Wald.
  • Wendet euch an Schulseelsorger und Schulseelsorgerinnen. Sie freuen sich auf Gespräche mit euch.

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