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Ökumene-Reise in die USA

Besuch in den USA: Wenn die Partnerkirche Geschichte scheibt

Detlev KnocheFarbenfrohe Veranstaltung bei der US-Parterkirche UCC: Abendmal bei der Synode bewusst ganz buntFarbenfrohe Veranstaltung bei der US-Partnerkirche UCC: Abendmal bei der Synode bewusst ganz bunt

Kirchenpräsident Volker Jung war mit einer Delegation zu Besuch in der US-amerikanischen Partnerkirche. Er war dabei, als die Partnerkirche mit der Wahl der ersten Women of Colour an die Spitze der Kirche Geschichte schrieb.

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Erste Women Of Colour an der Spitze der United Church Of Christ (UCC) in den USA: Karen Georgia Thompson mit Volker Jung Kirche in New York Kirchenpräsident Volker Jung (2.v.r) mit einer Delegation 2023 auf USA-Reise

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung war mit einer Delegation unter anderem mit Ökumene-Zentrumsleiter Detlev Knoche zum Besuch in die US-Partnerkirche aufgebrochen. Auf dem Weg zur Generalsynode der United Church of Christ (UCC) in den USA besuchten sie Gemeinden der UCC in New York. Und sie erlebten dann ein historisches Ereignis. Seit 2007 besteht eine Partnerschaft zwischen der New York Conference der UCC und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Die hessen-nassauische Partnerkirche in den USA  hat Geschichte geschrieben. Auf der 34. Generalsynode der United Church of Christ (UCC) wählte sie Karen Georgia Thompson an die Spitze. Sie ist die erste Frau und Woman of Color als UCC-Kirchenpräsidentin. Eine Delegation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) unter Leitung von Kirchenpräsident Volker Jung war live bei der Wahl dabei.

Erste Women Of Colour Kirchenpräsidentin 

Karen Georgia Thompson ist in Jamaica geboren, ihre Familie hat afrikanische Wurzeln. Die weltweiten ökumenischen Erfahrungen will die promovierte Theologin in ihr neues Amt einbringen: „Kirche zu sein bedeutet, dass wir lokal verwurzelt und global ausgerichtet sind und die Probleme, die wir sehen, auf eine Weise verbinden, die es uns ermöglicht, der Welt Gerechtigkeit zu bringen", sagte sie unmittelbar nach ihrer Wahl. Die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit und die Überwindung ihrer Folgen auch in der Kirche sieht Thompson als eine besondere Herausforderung: „Die Entkolonialisierung der Kirche beinhaltet unser Engagement für Rassengerechtigkeit und mehr.“

Synode wir ein Kirchentag

Neben den rund 700 Delegierten nahmen auch viele Gäste an der Synodentagung teil. Für alle sind es Tage der Begegnung und Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Vorträge, gemeinsame Gottesdienste und Stände mit unterschiedlichen inhaltlichen Angeboten geben Anregung für die Arbeit in den Gemeinden vor Ort. Manches erinnert mehr an Kirchentage als an Synodentagungen in deutschen Kirchen. Und immer wieder Thema: Rassismus.

Mit Rassismus auseinandersetzen  

„In diesen Tagen habe ich gespürt, wie wichtig es ist, sich mit Rassismus und rassistischen Strukturen auseinanderzusetzen - in Gesellschaft, Kirche und im eigenen Handeln“, sagt Volker Jung. Die UCC sein eine Kirche, „die auf eindrucksvolle Weise immer wieder versucht, die Gemeinschaft von Menschen in all ihrer Verschiedenheit zu leben“. Deshalb spielten auch Fragen der sexuellen Diversität und der Gerechtigkeit in allen Lebensbereichen eine große Rolle. Jung: „Ich habe viele Fragen und Anregungen mitgenommen. Besonders berührt hat mich immer wieder, dass die grundlegenden Fragen eng mit der Gnaden- und Freiheitsbotschaft des Evangeliums verbunden werden.“

Corona hat Spuren hinterlassen

Zuvor hatte die hessen-nassauische Delegtion Kirchengemeinden im Raum new Your besucht. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks zeigte sich: Corona hat das Gemeindeleben nachhaltig verändert. Während der Pandemie haben viele Gemeinden auf Online-Gottesdienste und digitale Angebote umgestellt. Mittlerweile schätzen dies die Gemeindeglieder und erwarten, dass die Möglichkeit,von zu Hause am Gemeindeleben, teilzunehmen beibehalten wird. So erzählt Pfarrerin Rebecca Pridmore von ihrem wöchentlichen geistlichen Treffen mit den Gemeindegliedern per Videokonferenz mit dem Dienstleister „Zoom“  „An diesem Austausch in Zoom nehmen mehr Gemeindeglieder teil als in der Zeit vor Corona,“ erzählt sie.

Kirche ohne Wände

„Church without walls“ (Kirche ohne Wände) nennt Pridmore ihre Gemeinde, in der sie als Pfarrerin angestellt ist. Zunächst war es ein Zeitvertrag, um die Gemeinde bei ihrem erneuten Ortswechsel zu begleiten. Die Gemeinde selbst besitzt keine eigenen Räume und musste in den vergangenen Jahren immer wieder bei anderen Gemeinden unterkommen. Zuletzt war sie Gast in einer lutherischen Kirche am Broadway, die sie nun aber auch wieder verlassen mussten, weil der Platz für zwei Gemeinden zu klein wurde. Mittlerweile hat ihre Gemeinde neue Räume gefunden und Rebecca Pridmore fest angestellt.

Sensucht nach festem Ort

Der Wunsch der Gemeindeglieder, einen festen Ort – eine Heimat – zu haben, ist immer wieder Thema in der Gemeinde. Zum Mittagessen hat sie uns in ein italienisches Restaurant in der Nähe des Times Square eingeladen. Der Ort stellt sich als eine alte Kirche heraus, die von einer Gemeinde verkauft werden musste und nun dem Restaurant Heimat gibt.

Diverse Gemeinden

In East Harlem trifft Volker Jung und seine Delegation aus Deutschland Chris Lawrence. Er ist ordinierter Pfarrer der UCC und lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie in diesem Stadtviertel. Einige Jahre war er dort Pfarrer der kleinen Gemeinde „Church of the Living Hope“ (Kirche der lebendigen Hoffnung), einer überkonfessionellen und diversen Gemeinde, in der Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen und kultureller Hintergründe zusammenkommen. Alle vereint der Wunsch, im Quartier und in der Nachbarschaft Achtsamkeit zu stärken, Räume der Begegnung zu schaffen, für Gerechtigkeit einzutreten und sich umeinander zu kümmern.

Feste feiern 

Gemeinsam werden Straßen-und Nachbarschaftsfeste organisiert. An der Eingangstür heißt es einladend:  „whoever you are, wherever you are on life’s journey, you are welcome here“ (wer immer Du auch bist, wo immer Du Dich gerade auf Deinem Lebensweg befindest, Du bist hier willkommen). Eng verbunden fühlt sich Lawrence mit den Anliegen lateinamerikanischer Basisgemeinden und dem Selbstverständnis der Arbeiterpriester im frühen 20. Jahrhundert. Er selbst verdient einen Großteil seines Einkommens als Lehrer und in anderen Berufen.

Vielfältiger Zugang ins Pfarramt

Schon seit 2008 arbeitet die UCC an einem Curriculum, das einen vielfältigeren Zugang ins Pfarramt bietet. Marjorie Purnine, promovierte Theologin der UCC aus Syracuse, berichtete über die aktuelle Entwicklung des Programms, das eine Alternative zum Universitätsstudium bietet und trotzdem hohe, akademische Standards einhält. Online-Kurse ermöglichen Kandidat*innen, während des Studiums in der Region zu bleiben und einer Arbeit nachzugehen.

Große Kreativität

„Die Kreativität im Umgang mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen beeindrucken mich sehr. Dazu gehört auch, Gemeinde in verschiedenen Formen zu leben. Gemeinden sind da, wo Menschen leben, und sich selbst als Gemeinde verstehen.“,  so Kirchenpräsident Jung in einem ersten Resümee. „Ich bin gespannt auf die Generalsynode der UCC in den nächsten Tagen. Die UCC verändert sich wie wir angesichts der auch in den USA deutlich voranschreitenden Säkularisierung.“

Friedensethische Debatten

Die Zeit in New York gab auch Gelegenheit zu einem Treffen mit dem deutschen Generalkonsul David Gill und den Besuch einer Ausstellung über das weltweite Netzwerk der Herrnhuter Brüdergemeinde, die im Foyer des Generalkonsulates gegenwärtig gezeigt wird. Im Mittelpunkt des anschließenden Gespräches standen die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, aktuelle innenpolitische Entwicklungen in der USA und in Deutschland und die friedensethischen Debatten im Kontext des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Zum Hintergrund

Seit 1980 gibt es eine Kirchengemeinschaft zwischen der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland und der United Church of Christ. 2007 wurde diese Kirchengemeinschaft zwischen der EKHN und der New York Conferenc der UCC in einem Partnerschaftsvertrag konkretisiert. Austauschprogramme, gegenseitige Besuche, Pastoralkollegien und Jugendcamps füllen diese transatlantische Partnerschaft mit Leben. Die an der Bergkirche in Wiesbaden angesiedelte Pfarrstelle, die zur Zeit mit einer UCC Pfarrerin besetzt ist, ermöglicht einen Einblick in die Spiritualität der UCC. Der UCC Partnerschafts- ausschuss der EKHN koordiniert diese regelmäßigen Treffen und den Austausch.

www.ucc.org

www.uccny.org

www.bergkirche.de/english/

[Text: Detlev Knoche / Volker Jung]

Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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