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Kirchenmitgliedschaft

Soziologe Pollack: Kirchen-Zugehörigkeit am Kipp-Punkt

© Tabea Kraaz / fundus-medien.deOffene Kirchentür: Laurentiuskirche ArnoldshainOffene Kirchentür: Laurentiuskirche Arnoldshain

Zunehmend verlassen Menschen die Kirchen: Woran liegt das und was können die Glaubensgemeinschaften tun? Der Religionssoziologe Detlef Pollack hat die Situation jetzt scharf analysiert.

Universität MünsterPortraitfoto Pollack mit Brille und AnzugReligionssoziologe Detlef Pollack

In der Frage der Zugehörigkeit zu den Kirchen steht Deutschland nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack vor einer Weichenstellung. „Wir befinden uns an einer Art Kipppunkt“, sagte der Seniorprofessor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im „Spiegel“-Interview, wie der Evangelische Pressedienst (epd) berichtet.  „Denn Mehrheitsverhältnisse haben die Tendenz, sich zu verstärken.“ Und erstmals stellten die konfessionell Gebundenen der beiden großen Kirchen in Deutschland nun nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung.  

Weniger Mitglieder

Pollack verwies darauf, dass der Anteil von Katholiken und Protestanten in den beiden großen Glaubensgemeinschaften unter 50 Prozent gesunken sei. „Solange die beiden „großen Kirchen die Mehrheit repräsentierten, hielten viele zur Kirche, ohne das groß zu hinterfragen“, sagte er. „Wenn aber heute die Mehrheit nicht länger dazugehört, wird die Mitgliedschaft begründungsbedürftig. Große Unterschiede gebe es in Ost- und Westdeutschland. „Der Westen erreicht den Kipppunkt gerade“, erklärte Pollack, „noch immer sind etwa 60 Prozent Mitglied einer der beiden großen Kirchen, im Osten dagegen weniger als 25 Prozent - dort stellen die Konfessionslosen mit rund 70 Prozent klar die Mehrheit.“

Vieles steht zur Disposiotion

Mit dieser Entwicklung könne vieles zur Disposition gestellt werden: die Kirchensteuer, der Religionsunterricht, die Sendezeit im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Neben differenzierter, kenntnisreicher Kirchenkritik sei allerdings auch immer öfter „eine ressentimentgeladene und vulgäre Ablehnung des Religiösen“ zu hören. „Das ist ein kultureller Erdrutsch, der auch institutionelle Folgen haben wird“, sagte Pollack.

Es gibt Gelegenheitsfenster 

Für die Kirchen gebe es jedoch immer wieder kleine „Gelegenheitsfenster“, betonte er: „In den Augen vieler leisten die Kirchen gute Arbeit, wenn es etwa um die Arbeit mit Behinderten geht oder um Hilfe für Arme und Schwache, um Beerdigungen oder die kirchliche Hilfe bei der Trauerbewältigung.“  Aber es schwinde „die Möglichkeit, diese große Tradition, den riesigen Bestand an sozialen Konventionen, den Schatz an Lebensweisheit und geistlicher Kommunikation zu bewahren. Da gibt es kein Zurück“, folgert Pollack.

Info
Detlef Pollack gehört zu den renommiertesten Soziologen Deutschlands. Der 1955 in Weimar geborene Religions- und Kultursoziologe forscht an der Universität Münster unter anderem über das Verhältnis von Religion und Moderne, über die Geschichte der DDR und über politische Kultur. Sein 2015 erschienenes Buch „Religion in der Moderne: Ein internationaler Vergleich“ gehört inzwischen auch zum Standardwerk der Theologie.

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